Carsten’s Corner Folge 18: Agentic AI – die nächste Evolutionsstufe der Managementsysteme

Carsten

Von

Dr. Carsten Behrens

Veröffentlicht am

9.9.2025

In dieser Folge von Carsten’s Corner sprechen Carsten Behrens und Vincent Fischer über die nächste große Zäsur im Qualitäts- und Prozessmanagement: Agentic AI.

Nach papier- und dateibasierten Systemen, interaktiven Managementsystemen und der Integration von Generative AI stehen wir jetzt an einer neuen Schwelle. KI-Agenten, die nicht nur Informationen generieren, sondern aktiv handeln, verändern die Rolle von Managementsystemen und ihrer Verantwortlichen grundlegend.

Zu den zentralen Themen dieser Folge gehören:

  • Von der Vergangenheit in die Zukunft: Die Entwicklung von Managementsystemen bis heute
  • Generative vs. Agentic AI: Informationsverarbeitung versus echte Execution
  • Managementsysteme als Leitplanke: Warum Dokumentation die beste Grundlage für KI-Agenten ist
  • Berufsbild im Wandel: Vom Dokumentierer zum Orchestrator von Menschen und KI-Agenten
  • Praktische Use Cases: Von Reiseplanung über Beschaffung bis hin zu alltäglichen Prozessen
  • Erste Schritte für Verantwortliche: Wie ihr euer System und euch selbst auf die Zukunft vorbereitet

Diese Folge richtet sich an Managementsystem-Verantwortliche, Qualitäts- und Prozessmanager, die die Chancen von Agentic AI frühzeitig verstehen und sich als zentrale Orchestratoren im Unternehmen positionieren wollen.

Show Notes

00:00 Begrüßung & Einstieg: Managementsysteme im KI-Zeitalter
01:00 Rückblick: Von Papier über Dateien zum interaktiven Managementsystem
02:20 Generative AI: Informationsgenerierung & Assistenzfunktionen
03:00 Was bedeutet Agentic AI? Autonomie, Ziele und Execution
05:00 Vom Klickroboter zur intelligenten Handlung: Abgrenzung zu RPA
06:30 Managementsysteme als Kontextquelle für KI-Agenten
07:40 Berufsbild im Wandel: Vom Dokumentierer zum Orchestrator
09:50 Chancen & Mythen: Welche Kompetenzen Verantwortliche wirklich brauchen
11:20 Potenzial & Aufruf: Managementsysteme als zentrale Informationsquelle etablieren
12:15 Warum Prozessorientierung für KI-Agenten entscheidend ist
14:15 Ausgangsposition stärken: Interne und persönliche Vorbereitung
15:45 Praktische Beispiele: Reiseplanung und Beschaffung mit KI-Agenten
17:50 Human-in-the-Loop: Warum Menschen weiterhin wichtig bleiben
18:30 Rolle der Verantwortlichen: Kontext liefern statt KI-Agenten selbst bauen
19:20 Fazit & Einladung zum Austausch mit der Community


Möchtest du Gast bei Carsten's Corner werden oder hast du eine Frage an Carsten? Dann melde dich über das Kontaktformular!

Modell Aachen Insights auf Spotify

Ob knackige Inputs aus dem Qualitätskompass oder ausführliche Video-Interviews – unsere Modell Aachen Insights zu Managementsystemen, Qualitäts- & Prozessmanagement kannst du jetzt auch bequem unterwegs hören.

Jetzt auf Spotify abonnieren

Vollständiges Transkript

Vincent Fischer

Wir sprechen heute, wie könnte es anders sein, über Managementsysteme. Und vor allem, wie sich Managementsysteme in einem agentischen KI-Zeitalter, was vielleicht bald anbricht und vielleicht vielerorts schon angebrochen ist, verändern und wie du als Managementsystemverantwortlicher dein Berufsbild mitprägen kannst und wie du dich und deine Organisation für die Zukunft wappnen kannst. Viel Spaß.

Vincent Fischer

Carsten, die These heute, dass Managementsysteme an einer neuen Schwelle stehen, möchte ich gleich mit dir diskutieren. Vorher hilft es mir mindestens, vielleicht auch unseren Hörerinnen und Hörern, aber zu verstehen, wie wir hier hingekommen sind. Also, wie würdest du einordnen, wie sich Managementsysteme entwickelt haben und wo wir gerade stehen?

Carsten Behrens

Genau, fangen wir einfach ganz früh an. Managementsysteme, papierbasiert, zentralistisch erstellt, verteilt, mühsam ausgetauscht, wenn sich irgendwas geändert hat. Das brachte natürlich gewisse Prämissen mit, was da möglich ist und was dann nicht möglich ist. Dann wurde das Ganze dateibasiert. Da wurde schon einiges einfacher im Handling, aber im Prinzip blieb es noch ähnlich wie bei der papierbasierten Version. Dann kam die nächste große Generation – das ist jetzt auch schon etwa 15 Jahre her –, wo die Web 2. 0-technologie Einzug erhielt, wo man eben sehr einfach an dem Content mitgestalten konnte, ohne dass Chaos entstand. Also eine dezentrale Gestaltung bei zentraler Datenhaltung und zentraler Moderation. Was ich ja beim Managementsysteme mittlerweile schon sehr, sehr weit durchgesetzt hat, wofür auch wir stehen. Und jetzt sind wir vor zwei Jahren technologisch in die nächste Generation hineingekommen, ist das Thema Generative AI, wie wir es von ChatGPT kennengelernt haben, dass auch das in die Managementsysteme eingezogen ist, vor allem als Assistenz, wie ich das auch schon in der Folge vor einigen Monaten, bald Jahren schon mal ein bisschen erklärt habe, als assistierende Funktion, zum Beispiel Prozesse schneller, einfacher modellieren zu können, um sich Risiken vorschlagen lassen zu können, eine Normzuordnung sich automatisiert oder teilautomatisiert assistiert erstellen zu lassen und so weiter.

Carsten Behrens

Und jetzt deutet sich an, dass wir an der nächsten großen Schwelle stehen und die wird extrem spannend. Da freue ich mich mit dir, heute ein bisschen darüber zu sprechen. Und das ist das Thema „Agentic AI. Und ja, wo stehen wir heute? Ich würde sagen, wir stehen schon zu 20% in dem Raum von generative AI und „Agentic AI kommt so am Horizont auf. Und da lohnt es sich aber jetzt schon hinzuschauen, weil das hat ein riesen Potenzial für das Themenfeld Managementsystem. Da lohnt es sich hinzuschauen.

Vincent Fischer

Damit wir das nicht durchmischen, wie verstehst du Agentic AI?

Carsten Behrens

Genau, also Generative KI ist nach meinem Verständnis im Wesentlichen informationsgenerierend. Das heißt, dass es mir Risiken vorschlägt oder einen Prozessvorschlag generiert, den ich dann in den Workshop mit reinnehmen kann und den dann diskutieren kann, was ist denn bei uns anders als bei diesem Vorschlag. Oder sich zum Beispiel über eine KI-Antwortmaschine sich Antworten generieren zu lassen, wo das Managementsystem durchsucht wird und ich frage: „Ich würde gerne drei Bleistifte für Modellachen kaufen. Darf ich sie selbst freigeben? Und dann kommt einfach die Antwort: „Ja. Das sind so typische generative KI-Anwendungsfälle, aber da kommt eigentlich nichts in Richtung Ausführung, sondern das ist alles noch rein beschreibend, deskriptiv. Es wird Informationen generiert, es wird Informationen vielleicht auch zusammengefasst oder Ähnliches, aber im Prinzip ist es nur ein Schubsen von Informationen, sage ich mal. Und bei Agentic AI geht es darum, dass ein Roboter letzten Endes etwas zur Ausführung bringt, also wirklich tut, also Execution. Also ganz andere Ebene. Das eine generative KI generieren von Informationen oder verarbeiten von Informationen und der Agentic AI wirklich das Handeln, die Execution. Ich kann noch ein bisschen erläutern, wie das einzuordnen ist, aber vielleicht hast du noch eine Rückfrage dazu.

Vincent Fischer

Ja, also Agentic AI verbinden viele ja auch mit Autonomie. Und wie hängt das jetzt für dich mit Managementsystemen zusammen?

Carsten Behrens

Genau. Erst mal noch mal zur Erläuterung: Für mich ist Agentic AI so ein bisschen wie Robotic Process Automation. Das kennen wir ja schon relativ lange. Dass also ein Klickroboter, sage ich mal, im Computer sozusagen die Klicks nachmacht, die ich ihm einmal vormache. Ich kann ihn natürlich auch programmieren. Wenn ich das ein bisschen schlauer mache, dann ist das nicht nur vom Bildschirm, dass er sagt: „Okay, genau. Auf den Pixel muss ich klicken und auf den, sondern ich sage: „Diese Felder, mit denen müsste das und das passieren. Aber Robotic Process Automation ist eine Disziplin, die ist jetzt, denke ich, gut 20 Jahre alt, 15, 20 Jahre alt, wo es darum geht im Prinzip, Klickroboter zu haben, die dann bestimmte Sequenzen ababarbeiten und dazwischen vielleicht noch was berechnen und so weiter. Aber weitestgehend ist auch mal Klickroboter. Und diese RPA-Technologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine sehr diskrete Vorgabe brauchen, also genau wissen müssen, wo muss ich hinklicken und so weiter. Und sobald das leicht davon abweicht, das kann sein, dass eine Feldbezeichnung anders ist oder ein Feld verschoben ist oder was auch immer, wird der normale RPA-Roboter eben abrechnen und sagen: „Kann ich nicht. Und das Besondere bei Agentic AI ist, dass „Agentic AI eben nicht diskret genau eine Vorgabe braucht: „Tu das jetzt genau in der Form und klick jetzt dahin, sondern „Agentic AI braucht eigentlich nur eine Zielstellung: „Was möchtest du erreichen, und Leitplanken, in denen sich der Agent bewegen darf, also Kontext Informationen, die er sozusagen als Hilfestellung hat, um geeignet zu handeln.

Und da schlagen wir gleich die Brücke zu: Im unternehmerischen Kontext ist es natürlich so, dass Management-System-Dokumentation die ideale und zentrale Quelle sein kann für die Zukunft, um KI-Agenten zu befähigen, eben compliant zu handeln und im Sinne des Unternehmens zu handeln.

Vincent Fischer

Wenn ich drüber nachdenke, du sagst, du hast den Roboter genannt, also der Agent, will Kontext, braucht Ziele. Das klingt für mich ein bisschen nach einem neuen Mitarbeiter. Ist die Analogie für dich haltbar?

Carsten Behrens

Absolut. Ich gehe im Moment davon aus, warum spreche ich immer viel im Konjunktiv gerade? Es bewegt sich jetzt im Wochenrhythmus gerade viel Richtung Agentic AI. Es lohnt sich also, das Thema zu verfolgen und wir lernen da alle gerade noch gewaltig dazu. Aber im Moment gehe ich davon aus, dass wir bei Managementsystemen ja eigentlich die Zielstellung hatten, wenn man es mal ein bisschen übergeordnet sieht und nicht so rein auf die Norm betrachtet, dass Managementsysteme dazu da sind, Menschen zu orchestrieren, dafür zu sorgen: Wie arbeiten Menschen zusammen? Wie können sie reibungsfrei Ziele erreichen oder möglichst reibungsarm? Wie kriegen wir sie so in die Zusammenarbeit, dass es möglichst effizient und möglichst gut als Ziel erreicht wird? Und jetzt sitzt an diesem Tisch der Ausführenden, der Handelenden, plötzlich ein KI-Agent oder mehrere KI-Agenten. Und die zentrale Fragestellung, die wir uns eigentlich als Managementsystemverantwortliche stellen müssen: „Wie können wir die denn jetzt mitorchestrieren? Wir haben also weitere Teilnehmer am Tisch, weitere Akteure. Und ich glaube, dass das eine riesige Chance ist für die Managementsystem-Community, das jetzt zu verstehen, dass da neue Akteure an den Tisch kommen, die von uns mit moderiert werden können. Und wenn wir das jetzt nicht verstehen, werden andere sie moderieren.

Deswegen ist das gerade so ein bisschen eine Brandrede, sozusagen, ein Aufruf, sich als Managementsystemverantwortlicher damit jetzt auseinanderzusetzen, diese Entwicklungen zu beobachten, sodass wir als Managementsystemverantwortliche uns eben so positionieren, dass wir zukünftig die zentralen Orchestrierter von auch KI-Agenten sind, die mit am Tisch sitzen.

Vincent Fischer

Du machst das positive Bild auf, vielleicht mal das negative Bild könnt ihr auch sagen, wenn das der Managementsystemverantwortliche nicht tut und sozusagen ein Schattenmanagementsystem für KI-Agenten entsteht, läuft man ja mittelfristig in das Problem rein, die Welten wieder übereinzukriegen. Was der Managementsystemverantwortliche seit Jahrzehnten probiert, die gelebte Realität in der Managementsystemdokumentation möglichst geeignet wiederzuspiegeln, das Problem würde ich ja noch mal verdoppeln, wenn ich sage, ich habe für KI-Agenten noch mal ein anderes Managementsystem. Wie würdest du sagen, kann das das Berufsbild verändern, das Managementsystemverantwortlichen?

Carsten Behrens

Ist natürlich noch nicht ganz abzusehen, aber erst mal vielleicht ein paar Mythen, die ich ausräumen würde oder auch so ein bisschen von der Historie mal ein bisschen darauf schauen würde. Wo kommen wir her? Wir kommen daher, dass der Managementsystemverantwortliche, damals war es noch typischerweise der Qualitätsmanager, zu Papier-und Dateizeiten eben die Spielregeln, die definiert wurden, dokumentiert hat und dafür gesorgt hat, dass die eben gut verteilt sind und alle eben ihre Lesebestätigung irgendwie abgeben. Also eine sehr starke Sekretärsaufgabe. Und mit interaktiven Managementsystemen, mit der Web 2. 0-technologie, gab es die Möglichkeit, dass alle dezentral die Inhalte gestalten und der Management-System-Verantwortliche überhaupt nichts mehr schreibt, sondern nur noch der Moderator des Systems ist. Das ist eine krasse Berufsbildaufwertung, mit viel mehr Möglichkeit, sich auf die Wertschöpfung dabei zu konzentrieren und nicht der Sekretär für die anderen zu sein. Also mal böse gesagt, das ist 50% mehr Gehalt wert. Dann von dem interaktiven Managementsystem kommen wir in die Zeit der generativen KI. Ich glaube, der entscheidende Punkt da ist, dass das ein Katalysator ist. Das macht vieles einfacher und schneller, bis hin zu, dass das Managementsystemdokumentation kein Aufwand mehr ist und eben sehr zielgruppengerecht, antwort-oder kontextspezifisch Content konsumiert werden kann.

Also es wird wahnsinnig viel einfacher und schneller, aber die Grundprinzipien bleiben die gleichen. Und jetzt kommen wir mit Agentic AI wieder in eine neue Epoche hinein, oder es deutet sich an zumindest. Und da glaube ich jetzt nicht, dass man irgendwie besonders toll prompten lernen muss, irgendwie prompt engineering lernen muss oder dass man da jetzt programmieren lernen muss als Managementsystemverantwortlicher. Das glaube ich alles eher nicht. Aber ich glaube, es ist absolut entscheidend, die Use Cases zu verstehen. Also: Wie sind die Wirkprinzipien? An welchen Stellen ist das Potenzial? Welche Prozesse kann man geeignet über Agentic AI umsetzen? Wo kann Management-Systemdokumente einen guten Kontext liefern für KI-Agenten? Und an welchen Stellen sollte man vielleicht doch besser auch auf Robotic Process Automation setzen, weil man wirklich einen verlässliches reproduzierbaren Ablauf braucht. Wenn mir der Ablauf halbwegs egal ist, das Ergebnis aber wichtig, dann kann Agentic AI besser sein. Und diese Zusammenhänge zu verstehen. Das erscheint mir jetzt schon ganz entscheidend, damit wir gewappnet sind für die nächsten Monate. Und ich spreche da bewusst nicht von Jahren, sondern Monaten. Und wir arbeiten da massiv gerade dran, das zu durchdringen, das Potenzial aufzuzeigen, zeigen und wirklich auch der Welt zu zeigen, wie das werden wird oder wie es werden kann, sodass wir möglichst früh ein Verständnis dafür entwickeln und uns natürlich damit bewegen können, dass wir einfach mitreden können, Dass wir das Potenzial wirklich an der richtigen Stelle erkennen.

Das sind, glaube ich, die entscheidenden Punkte. Und auch gerne der Aufruf an alle, die jetzt sich diesen Podcast anhören: Nehmt gerne mit uns Kontakt auf und denkt mit auf dieser Reise, auf dem Weg dorthin, wie KI-Agenten und Management-Systeme ganz hervorragend zusammenspielen, denn ich glaube, dass das ein riesiges Potenzial ist und ich würde super gerne so einen Schneeball-Effekt erzeugen, dass wir wirklich uns als Management-System-Verantwortliche, als die zentrale und entscheidende Informationsquelle für KI-Agenten positionieren, weil wir damit noch mal locker das Potenzial haben, wieder vereinfacht gesagt, unser Gehalt um 50% zu steigern, wenn wir uns so positionieren, dass wir die Orchestrierter von Menschen und KI-Agenten sind.

Vincent Fischer

Spannend. Du hast eben gesagt, Abläufe verstehen, Zusammenhänge zu verstehen, auch Potenziale gut priorisieren zu können. Es klingt für mich ein bisschen danach, als könnte generell die Fähigkeit der Prozessorientierung oder die Fähigkeit, prozessorientiert zu denken, auch ein Vorteil sein?

Carsten Behrens

Genau. Es gibt zwei Gründe aus meiner Sicht, warum Managementsystemdokumentation die beste Informationsquelle ist, KI-Agenten Leitplanken zu geben, also Kontext zu geben. Man könnte ja auch einfach irgendwelche Kollaborationsplattformen nehmen. Man könnte auch einfach den Content, der in Teams liegt, da wird ja ganz viel kommuniziert –, den könnte man einfach als Grundlage nehmen, um KI-Agenten zu füttern, was sie bitte tun sollen und was sie sein lassen sollen. Aber zwei Gründe sprechen da massiv gegen. Erstens, die Information in den meisten Kollaborationstools ist nicht verlässlich. Das heißt, die ist nicht freigegeben. Da wird auch viel Zeugs drumherum besprochen und kommuniziert und dokumentiert. Das heißt, das Erste ist die Verlässlichkeit der Information, was damit einhergeht, dass sie eben auch Compliant sein muss. Also diese Verlässlichkeit muss auch gestützt sein durch eine Norm Compliance, durch eine gesetzliche Compliance. Das heißt, erster Punkt: Wir brauchen eine Datenquelle, die diese KI-Agenten füttert, die verlässlich und Compliant ist. Und das zweite ist, dass es extrem hilfreich ist, wenn die Datenquelle auch in Prozessorientierung aufgebaut ist, weil auch KI-Agenten denken letzten Endes in Abläufen, in Sequenzen, in Folgen. Und deswegen macht das extrem Sinn. Und es gibt wirklich keine bessere Datenquelle als Input für KI-Agenten, als Managementsystemdokumentation, die relativ feingranular aus detailliert ist, gerne auch mit Erfahrungswerten und so weiter angereichert, mit Entscheidungshilfen, Entscheidungsbäumen vielleicht sogar, sodass ein KI-Agent eine gute Grundlage hat: Was darf ich in diesem Unternehmen eigentlich überhaupt ausführen?

Was darf ich nicht ausführen? Und worauf muss ich achten? Hat er diese Information nicht und basiert ausschließlich in seinem Handeln auf dem Ziel und auf externe Informationen, gibt es eine wahnsinnige hohe Wahrscheinlichkeit, dass der KI-Agent andauernd was tut, was im Unternehmen nicht zulässig oder überhaupt nicht zuträglich ist.

Vincent Fischer

Das ist dann auch nicht der böse KI-Agent, sondern der Mensch würde ja mit dieser dünnen Informationsschicht wahrscheinlich auch ein bisschen Quatsch machen oder nur durch Zufall ans richtige Ziel kommen. Eine Frage, die sicherlich einige, die hier zuhören, interessiert ist: Wie kommt man in eine gute Ausgangssituation? Also wie kommt man in eine gute Start Position, als Managementsystemverantwortlicher, als QMB, um sich eben für diese Zukunft gut zu wappnen?

Carsten Behrens

Ich denke, es sind zwei Sachen. Das eine ist, sein Managementsystem darauf vorzubereiten. Ich denke, es hilft halt wenig, wenn man da jetzt nur die normrelevanten Prozesse abgebildet hat und die auf einen Auditor ausgerichtet hat. Da habe ich dann nicht die Informationen, die ich brauche, KI-Agenten zu orchestrieren, sondern es muss ein lebendiges System sein. Und je mehr das ein digitaler Zwilling von dem ist, worauf ich mich als Organisation geeinigt habe, wie ich zusammenarbeiten möchte, desto besser dient das zur Orchestrierung von Menschen, aber eben auch von KI-Agenten. Das ist die unternehmensinterne Seite. Die externe Seite ist: Wie kann ich mich persönlich darauf vorbereiten? Wie kann ich mich dem Thema KI-Agenten nähern? Ich glaube, dass es wichtig ist, zu guten Schulungsanbietern da Kontakt aufzunehmen oder Kontakt zu halten, die auch schon die ersten Kurse anbieten, die in diese Vorbereitung gehen. Ansonsten glaube ich, dass es sehr, sehr hilfreich ist, bei Social Media und bei YouTube vorbei zu zuschauen, was da schon mittlerweile alles möglich ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln und vor allem auch Kleinigkeiten einfach mal auszuprobieren. Und so ganz typische Anwendungsfälle, wir sind eben noch nicht so praktisch geworden dabei, sind natürlich so was wie so eine Reiseplanung.

Das ist etwas, was man auch immer wieder in den Social-Media-Kanälen sieht und wo wir auch aller Vorsicht nach in den nächsten Wochen ein Showcase aufbauen werden, dass wenn ich eine Reise plane, dass ich dem KI-Agent sage: „Ich würde gerne eine Dienstreise zu, was weiß ich, BMW nach München machen am 27. Und 28. September. Bitte buch mir alles, was dafür erforderlich ist. Und er bucht dir dann ein Hotel und die Eisenbahn, vielleicht auch den E-Roller für die letzte Meile, spuckt dir dann am Ende einen schönen Reiseplan aus, auf was du achten musst. Und wenn du die Belege alle bekommen hast, dann verarbeitet er die alle auch in den internen System, dass das alles sauber verbucht wird, sodass er sozusagen diese ganze Planungsaufgabe für dich übernimmt und du nur sagst: „Ich möchte von dann bis dann nach München. Das wäre so ein ganz typischer Anwendungsfall, der auch im im Internet immer wieder diskutiert wird, wo wir auch gerade dran sind, so etwas umzusetzen. Und dann ist eben die spannende Frage: Was muss der KI-Agent alles berücksichtigen, was im Unternehmen compliant und konform ist? Oder ein anderes schönes Beispiel ist das Thema Beschaffung. Ich will wirklich gleich in diesem Büromaterial beschaffen, ein Beispiel.

Ich möchte einfach ein paar Bleistifte oder Kugelschreiber, was auch immer, kaufen. Dann trete ich in Interaktion mit dem KI-Agenten, der mich vielleicht auch im Dialog, also als Chatbot, fragt: Was möchtest du heute tun? Da sage ich: Ich würde gerne drei Bleistifte kaufen. Dann greift er dieses Ziel auf und geht dann eben buchen. Vielleicht bei Amazon, wo auch immer, ist dann sinnvoll und sinnig ist und was wir auch zulassen im Unternehmen: „Kauft mir die Bleistifte und wenn die angekommen sind, verbucht ihr das vielleicht auf den Wareneingang direkt. Und die Rechnung wird natürlich auch direkt mit verbucht. Das sind zwei ganz einfache typische Beispiele. Und ich denke, in der nächsten Zeit wird es noch sehr viel so sein, dass es Human in the Loop sein wird. Das heißt, dass der KI-Agent das nicht völlig autonom, autark macht und ich dann einfach nur noch den Bleistift entgegennehme, sondern unterwegs noch fragt: „Möchtest du jetzt genau dieses Produkt bei Amazon buchen? Scheint das für dich plausibel? Ja, will ich? Oder „Möchtest du jetzt wirklich mit der Deutschen Bahn von da nach da fahren? „ja, das scheint jetzt mir zu passen. Also dass da immer noch der Mensch sozusagen die Rückversicherung ist.

Ich denke, das wird noch ein ganzes Stück weit häufig so bleiben. Aber das sind so typische Anwendungsfälle und ich glaube, ganz kleine Kleinigkeiten davon, einfach im Alltag auszuprobieren. Da gibt es wirklich Sachen, die man wirklich sehr naheliegend schon machen kann, auch Richtung Mailverarbeitung. Da gibt es schöne Agenten, die einem da schon ein bisschen helfen und so weiter. Da gerne mal was ausprobieren, sich schrittweise dem Thema nähern, um ein Gefühl dafür zu kriegen, was geht, was geht nicht. Der erste Schritt ist wahrscheinlich erst mal informieren, was andere so gemacht haben.

Vincent Fischer

Ich kann mich dem nur anschließen mit dem kleinen Anfang, weil man würde wahrscheinlich nicht in einem Unternehmen, was eine gewisse Größe erreicht hat, direkt die komplette Auftragsverarbeitung umstellen, sondern will wahrscheinlich auch erst eine gewisse Sicherheit und Erfahrungswerte sammeln und da kann der Use Case gar nicht klein genug sein, glaube ich.

Carsten Behrens

Ganz genau. Letztendlich glaube ich, dass es aber auch gar nicht so entscheidend ist, der der Managementsystemverantwortlicher zukünftig KI-Agenten bauen kann. Das ist, glaube ich, gar nicht der Punkt, sondern wir müssen wissen, an welcher Stelle wir einen Beitrag zum Gelingen von KI-agentischer Arbeit leisten können. Und da ist eben Management System Dokumentation ein hervorragender Kontext, ein hervorragender Input. Und das müssen wir verstehen und die richtigen Knöpfe im Unternehmen drücken, dass wir verstanden werden als die zentrale Informationsquelle zur Orchestrierung von KI-Agenten. Und das vielleicht so ein bisschen auch mitgegeben: Versucht, euch im Unternehmen zu positionieren, mit den IT-Lern zusammenzuschließen, mit anderen zusammenzuschließen, die in diese Richtung auch denken, um da entsprechend gewappnet zu sein für die Zukunft, dass nicht irgendeine andere Kontextquelle entsteht. Denn die Management-Systemdokumente ist aus diesen zwei genannten Gründen absolut prädestiniert dafür und das sollten wir nutzen.

Vincent Fischer

Ich glaube, danach kann gar nicht mehr viel kommen. Hoffen, dass wir euch ein paar Impulse geben konnten heute und wir sind auch offen, mit euch ins Gespräch zu gehen. Also wenn ihr sagt: „Hey, ich habe hier irgendwie eine Sache, die will ich gerne mal mit jemandem weiterdenken und habt vielleicht gerade nicht die richtige Sparring-Person, meldet euch gerne bei uns und wir probieren, euch da gut für die Zukunft zu unterstützen.

Deine Frage an Carsten

Melde dich, um direkt Kontakt mit Carsten aufzunehmen.

Verpasse keine neuen Beiträge mehr!

Bleib' immer auf dem neusten Stand: In unserem Newsletter versorgen wir dich monatlich mit einem frischen Update der Modell Aachen Insights.

Desktop and Mobile illustration

Ähnliche Beiträge

Alle Beiträge sehen