Carsten’s Corner Folge 19: Rückblick 2025 und Ausblick auf Managementsysteme 2026

Portrait Dr. Carsten Behrens

Von

Dr. Carsten Behrens

Veröffentlicht am

18.12.2025

In dieser Folge von Carsten’s Corner sprechen Carsten Behrens und Vincent Fischer über das Jahr 2025 als Wendepunkt für Managementsysteme – und darüber, was Unternehmen 2026 erwartet.

2025 war das Jahr, in dem KI im Managementsystem vom Experiment zur Produktivkraft wurde. Der Aufwand für Dokumentation, Pflege und Nutzung von Managementsystemen ist so stark gesunken wie nie zuvor. Gleichzeitig zeichnen sich neue Entwicklungen ab: von der wachsenden Bedeutung von Informationssicherheit über die Einordnung von ESG bis hin zur Diskussion rund um Agentic AI.

Carsten ordnet ein, warum Agentic AI aktuell noch stark im Hype-Modus ist, weshalb prozessorientierte und verlässliche Managementsysteme künftig eine Schlüsselrolle spielen – und warum die ISO-9001-Normrevision 2026 deutlich weniger dramatisch ausfallen wird, als viele befürchten.

Zu den zentralen Themen dieser Folge gehören:

  • Rückblick 2025: KI wird produktiv im Managementsystem
  • Nutzen statt Nachweis: Warum Kommunikation an Bedeutung gewinnt
  • Agentic AI: Erwartungen, Realität und offene Fragen
  • ESG & CSRD: Marktverschiebungen durch regulatorische Anpassungen
  • Informationssicherheit: ISO 27001, NIS2 und realer Handlungsdruck
  • KI-Adoption 2026: Warum Managementsysteme ohne KI an Relevanz verlieren
  • ISO-9001-Revision: Einordnung, Klarstellungen und Entwarnung
  • Managementsysteme als zentraler Wissens- und Kontextspeicher der Zukunft

Show Notes

  • 00:00 Begrüßung & Einordnung: Rückblick 2025
  • 01:25 KI im Managementsystem: Vom Experiment zur Produktivität
  • 03:05 Agentic AI: Hype oder nächste Evolutionsstufe?
  • 05:55 ESG & CSRD: Auswirkungen des Omnibus-Verfahrens
  • 06:50 ISO 27001 & NIS2: Warum Informationssicherheit Fahrt aufnimmt
  • 10:15 Ausblick 2026: KI-Adoption im Markt
  • 12:30 ISO-9001-Normrevision: Was sich wirklich ändert – und was nicht
  • 15:45 Agentic AI & agentische Workflows in der Praxis
  • 17:10 Managementsysteme als verlässliche Kontextquelle
  • 18:40 Fazit & Einladung an die Community

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Vollständiges Transkript

Vincent Fischer

Schön, dass ich euch heute herzlich willkommen heißen kann zu dieser Folge, in der Carsten einen Rückblick auf das Jahr 2025 geben wird, wie sich das Themenfeld Managementsysteme, ESG, CSRD und auch Informationssicherheit ISO 27001 entwickelt hat und wie er glaubt, dass sich das Ganze in 2026 entwickeln wird und wie auch Themen wie KI und agentische KI am Managementsystem und zum Beispiel auch das Thema 9001-Normrevision im Jahr 2026 sich kristallisieren werden.

Vincent Fischer

Lieber Carsten, mitten im Jahreswechsel nehmen wir hier noch eine Folge Carstens Corner auf und ich würde gerne im ersten Teil so ein bisschen deinen Rückblick verstehen, wie du das Themenfeld Managementsysteme in 2025 wahrgenommen hast. Und da würde ich gerne beginnen mit dem Thema in aller Munde, KI oder AI. Was du so sagst, was sind die verschiedenen Strömungen, die du wahrgenommen hast im Themenfeld Managementsystem, integriertes Managementsystem?

Carsten Behrens

Ja, erst mal vielen Dank. Was hat sich 2025 getan? Aus meiner Sicht war 2025 Richtung KI-powered Management-Systeme der Shift von Spielerei und ausprobieren zu produktiv werden. Also in 2025 ist KI produktiv geworden in Management-Systemen, dass da drastisch Aufwand reduziert werden konnte in der Generierung von Content, also im Prozessmodellieren, aber auch im Abfragen von Content und dem Verarbeiten von Content, wie zum Beispiel im Rahmen von Audits. Das ist auf jeden Fall in 2025 passiert, und zwar signifikant. Sogar so signifikant, dass ich sage, historisch gab es noch nie ein Jahr, wo der Aufwand für Managementsystem, Dokumentation und Konsum so drastisch gesunken ist wie in 2025. Und das verändert aus meiner Sicht auch recht stark den Umgang mit Management-Systemen. Ich mache da ganz gerne den Vergleich. Man hat ja damals Dampfloks hergestellt und dann dachte man, man kann den Kohle Kohlekonsum deutlich reduzieren, wenn man effizientere Dampfloks hat. Hat man also effizientere Dampfloks entwickelt und dachte, jetzt geht der Kohlekonsum runter. Was passierte denn der Kohlekonsum? Ging massiv rauf. Warum? Weil man viel mehr Dampfloks gebaut hat. Der Use-Case-Dampflok war plötzlich viel attraktiver. Und das ist, glaube ich, genau das, was im Managementsystem-Umfeld passiert. Der Aufwand geht gerade massiv runter und das wird dazu führen, dass Managementsystem-Dokumentation, Managementsystem-Kommunikation massiv an Bedeutung gewinnt, weil es vielleicht viel wichtiger wird und dadurch der positive Effekt, der Nutzen, viel besser zur Geltung kommt gegenüber dem Aufwand, den man damit hat.

Also das sieht man dieses Jahr ganz massiv. Das zweite Themenfeld ist das Thema Agentic AI. Das ist im Prinzip dieses Jahr aufgekommen. Wir haben letztes Mal eine Folge dazu gemacht und das ist aus meiner Sicht noch stark im Hype-Modus, also noch stark überbewertet in seiner Ausprägung. Aus USA hört man da ganz krasse Aussagen zu. Manche Sachen in Europa schon wieder, aber das ist aus meiner Sicht noch total im Ausprobiermodus und auch noch nicht mit Impact auf das Themenfeld Managementsystem heute. Da komme ich aber nachher noch ein bisschen drauf zu sprechen. Da gebe ich noch ein bisschen Ausblick. Genau, das ist vielleicht so der kleine Überblick über das Thema AI, wo stehen wir denn jetzt?

Vincent Fischer

Was ein Cliffhanger, dass du später noch ein bisschen zu drüber sprichst. Aber das heißt, wenn man zusammenfassen würde, du würdest sagen, Nutzenaufwandverhältnis, Managementsystem-Kommunikation einfach drastisch verbessert dieses Jahr, weil KI produktiv geworden ist.

Carsten Behrens

Drastisch, genau. Und da spreche ich jetzt nicht nur zwangsläufig für unser Produkt, sondern auch für die ganze Branche. Aber ich kann mal sagen, was wir umgesetzt haben an Use Cases. Das ist so was wie die Suche, dass sie eben KI-basiert ist, dass ich konkrete Antworten bekomme, wenn ich eine Frage stelle und natürlich auch viel bessere Treffer bekomme, wenn ich nur grob das Stichwort treffe oder so was, weil einfach das semantische Sinnvoll verknüpft ist im Hintergrund. Also KI-basierte Suche etabliert, dann so was wie Modellierung mit Speech to text, also Speech Mining, wie wir das nennen, was einfach bedeutet, dass Prozessmodellierung kein Aufwand mehr ist, ist jetzt in den Markt angekommen, haben alle verstanden, bis hin zu, dass man auch einfach alte Prozessdokumente, die Fließtext sind, einfach in eine KI schmeißt und das macht ein sauberes Prozessmodell daraus. Das heißt, all das entlastet ganz gewaltig, reduziert Aufwand ganz gewaltig. Dann so was wie Verständnisabfrage über KI-generierte Quizfragen. Ist Ist mittlerweile im Markt angekommen, funktioniert wunderbar. Dann so was wie den Content aus der Management-Systemdokumentation auch anderen Suchmaschinen zur Verfügung zu stellen, sodass eine übergeordnete Unternehmenssuche eben auch den verlässlichen Content aus der Management-Systemdokumentation findet, ist mittlerweile deutlich im Markt angekommen, also haben wir auch zum Kunden gebracht. Oder so was wie dieses Managementsystem Push-Prinzip, dass erkannt wird, in welchem In welchem Kontext bewege ich mich eigentlich? Und es wird die relevante Managementsysteminformation in meinen Kontext hinein gepusht, weil eben erkannt wird, in welchem Kontext ich mich gerade befinde.

Vincent Fischer

Carsten, ich glaube, du musst dich hier ein bisschen unterbrechen, weil sonst haben wir hier noch eine große Produktrückschau. Und eigentlich will ich ja mit dir über den Markt auch sprechen, wie der sich bewegt hat. Und ich glaube, ein Stichwort ist da auch „ESG und das ganze Thema CSRD, wo du sich ja auch regulatorisch relativ viel geschiftet hat. Wie guckst du da drauf?

Carsten Behrens

Genau, da war natürlich im Sommer das Omnibus-Verfahren. Also sprich Rücknahme oder von etlichen Anforderungen Richtung CSRD, was aus meiner Sicht eine Katastrophe für die Branche war. Also die ganzen großen Software-und Beratungshäuser, die haben wirklich viele Leute entlassen im Laufe des Jahres. Der Markt wurde geschwemmt mit Leuten, die eben dort zumindest temporär überflüssig geworden sind, weil eben der Druck rausgenommen wurde, ganz viele Unternehmen ihre ESG-und CSRD-Initiativen gestoppt oder zumindest irgendwie postponed haben, also verschoben haben. Das kann man da auf jeden Fall beobachten und ist schon massiv gewesen. Ich möchte es gar nicht bewerten, ob ich das gut finde oder nicht. Ich möchte es einfach nur beobachten, dass es so ist.

Vincent Fischer

Ein Feld ging es andersherum. Das war das Thema Informationssicherheit und ich glaube, da hat man zumindest meiner Meinung nach ja schon gesehen, wie schnell so ein Thema auf Fahrt aufnehmen kann und wie schnell das auch wirklich real im Managementsystem ankommen kann. Hast du da eine Meinung?

Carsten Behrens

Genau, wir haben starkes Wachstum im Bereich ISO 27001 und jetzt über NIS 2, was ja eine große Bedeutung für viele Unternehmen hat, hat es noch mal massiv an Bedeutung gewonnen. Das ist sozusagen die regulatorische Seite. Aber was man sich auch anschauen kann, ist, wie das Thema Cybercrime zunimmt und gezielte Angriffe auf Unternehmen. Ich würde sagen, auch stark getrieben durch die geopolitischen Spannungen, die es gibt. Und das sorgt dafür, dass das Thema Cybercrime ISO 27001 und NIS2 massiv an Bedeutung gewonnen hat im Laufe dieses Jahres und jetzt gerade hier gegen Jahresende noch mal ein Schöpchen draufgelegt hat. Da komme ich auch im Ausblick gleich zu.

Vincent Fischer

Ich wollte gerade sagen, lass uns vielleicht den Punkt nutzen und die Brücke schlagen von Rückblick zu Ausblick. Wenn du jetzt genau Informationssicherheit aufgreifst, hast du gesehen, viel Schwung und Unternehmen merken irgendwie, sie haben Handlungsdruck aus nicht nur regulatorischer Sicht, sondern einfach intern motiviert oder auch von Kundenanforderungen betrieben. Wie glaubst du, entfaltet sich das nächstes Jahr?

Carsten Behrens

Genau, ich hatte eben noch die Diskussion mit jemandem anders: Was bedingt eigentlich was? Also es gibt auf jeden Fall einen starken regulatorischen Druck, dass über NIS2 zum Beispiel Informationssicherheitsmanagementsysteme eingefordert werden. Aber das ist ja nicht ganz entkoppelt von der restlichen Welt, sondern das passiert auch dadurch, dass eben Cybercrime massive Zerstörung anrichtet und massiv an Bedeutung gewinnt. Das heißt, das bedingt sich, glaube ich, gegenseitig. Man kann nicht sagen, was ist jetzt das Treibende, sondern das bedingt sich gegenseitig beziehungsweise hat einen Einfluss aufeinander. Ich gehe fest davon aus, dass nächstes Jahr zwei Sachen gleichzeitig passieren. Das eine ist, dass Kunden es vermehrt einfordern, dass jemand ISO 27001 oder NIS2 eben berücksichtigt und in sein Managementsystem integriert. Und das andere ist, dass es eben nicht nur ein regulatorisches Häkchen ist, was die Unternehmen setzen wollen, sondern dass es wirklich so gestaltet werden möchte in einem Unternehmen, dass es wirklich auch eine Verbesserung der Informationssicherheit generiert. Das heißt, wir haben da, glaube ich, den gleichen Shift, den wir im Qualitätsmanagement erlebt haben an vielen Stellen, dass es zuerst gemacht wurde, eben den Zettel an die Wand zu kriegen, aber dann erkannt wurde: „Hoppla, das kann man auch so ausgestalten, dass es wirklich Impact hat. Und da werden wir uns zum Beispiel auch intensiv mit reinklemmen in das Themenfeld, weil es eine große Relevanz hat. Und dann auch die Frage: „Wie integriert man geeignet ISMS Systeme in das bestehende prozessorientierte Managementsystem, dass das eben keine separaten Welten sind, sondern dass, wie wir es immer sagen, es die einmalige Prozesswelt gibt, die einmalig abgebildet ist und da eben alle Anforderungen, zum Beispiel auch ISMS-Anforderungen, mit rein integriert werden.

Vincent Fischer

Ich wollte gerade sagen, weil diese Integrierbarkeit auch überhaupt erst mal zu schaffen. Ich glaube, da sind schon relativ viele erst mal Nachweis, ich will das Compliance-Hälchen setzen, 27001 oder Informationssicherheitsdinge entstanden. Und da haben Unternehmen, die vermutlich das Häkchen jetzt irgendwie über die letzten Jahre setzen konnten, nächstes Jahr erst mal die Aufgabe, das wieder zu vereinen mit den bestehenden internen Regelwerken und letztlich dann hoffentlich in ein Managementsystem anzukommen.

Ein anderes Thema. Du hattest die Story hier angefangen mit AI und du hast gesagt, 2025 war das Jahr, in dem sich sozusagen Spielerei zu Impact bewegt hat. Sind wir da jetzt fertig oder wohin bewegt sich das nächstes Jahr, glaubst du?

Carsten Behrens

Ich glaube, nächstes Jahr wird es das Jahr sein, was bezüglich KI in Managementsystemen das Adoptionsjahr sein wird. Das heißt, dieses Jahr wurde es erkannt, dass es produktiv ist und nächstes Jahr wird es eine starke Durchdringung im Markt geben. Wir haben da eben im im Vorfeld so ein bisschen drüber geflaxt. Also wie kann man das noch geeignet beschreiben, was da passiert? Und wir haben es dann ein bisschen salopp gesagt: „Ab nächstem Jahr macht ein Managementsystem ohne KI keinen Sinn mehr, weil einfach der Impact von generativer KI im Management-System so groß ist und auch das Themenfeld Management-System so stark verändert, dass Managementsysteme, die nicht KI-powered sind, eigentlich nur noch zu einem ganz stumpfen Nachweis liegen können, aber nicht mal als Werkzeug tauglich sind.

Vincent Fischer

Also die Argumente gehen aus, nicht mehr KI-basierte Management-System zu arbeiten.

Carsten Behrens

Würde ich ganz klar sagen.

Vincent Fischer

Das Thema ESG, der Omnibus, ist einmal durchgefahren. Hast du da das Gefühl, das wird sich nächstes Jahr irgendwie verändern?

Carsten Behrens

Ich glaube, da ist die Kurzfassung: Der Markt hat sich neu auf die Rahmenbedingungen eingestellt oder wird sich nächstes Jahr neu auf diese Rahmenbedingungen einstellen und dann sich wieder gesund weiterentwickeln. Was ich ein bisschen schade finde an der ganzen Sache, ist, dass wir immer noch sehr stark im Nachweisorientierten sind, was ESG betrifft. Das heißt, in der Reporting-Pflicht und der Schritt vom Reporting zum ESG-Management, den hatte ich eigentlich für Ende dieses Jahres prognostiziert oder dass das Anfang nächsten Jahres passiert und das wird sich verzögern. Und das finde ich persönlich ein bisschen schade, weil um reporting, werden wir uns als Modell Aachen z. B. Wahrscheinlich nie kümmern. Das werden wir eher mit Partnern zusammen machen. Aber spannend wird der Schritt, wenn man jetzt sagt, okay, bezogen auf z. B. Co₂-footprint haben wir jetzt nicht unser Ziel erreicht. Wir wollen eigentlich 80% besser werden. Was können wir jetzt systematisch dafür tun? Dann kommt das Thema Managementsystem wieder so richtig ins Spiel, weil dann geht es darum, wie können wir durch geeignetes Management unsere Ziele erreichen? Und dieser Punkt, der wird sich leider jetzt ein, zwei Jahre wahrscheinlich zumindest im breiten Markt verschieben. Das ist ein bisschen schade.

Vincent Fischer

Und dann ist nächstes Jahr ein Event, was nicht jedes Jahr ist und das ist eine Normrevision. Jetzt hast du ja da wahrscheinlich schon tiefere Einblicke, was sich da alles tun wird. Wie glaubst du, spielt sich das aus?

Carsten Behrens

Also ich glaube, erst mal die wichtigste Botschaft ist, das ist keine Revolution, diese Norm. Und da sollte man sich auch von irgendwelchen Beratern, Zertifizierungsgesellschaften, wem auch immer, nicht verrückt machen lassen. Es ist wirklich, so wie ich alles jetzt wahrnehme und aus den unterschiedlichen Quellen, es ist wirklich ein Nachschärfen der bisherigen Norm, ein Verständnisklären, ein bisschen griffiger machen, aber es ist eigentlich nichts Größeres dabei. Vielleicht den ersten Punkt: Die wird sich an der Harmonize Structure orientieren, sodass eben die Struktur der Managementsystemnormen identisch wird. Hat das einen Impact auf mein Managementsystem? Nein, genau gar nicht. Und zwar deswegen, weil nicht die Norm die Struktur des Managementsystems gestaltet, sondern das Managementsystem ist hoffentlich prozessorientiert aufgebaut in den Unternehmen mit durchgängigen Prozessketten von Kunde bis Kunde und eben durchgängig navigierbar. Und die Norm ist im Prinzip in ihrer Struktur Nur völlig egal. Das ist so ein bisschen, wenn ich ein Kochrezept habe. Ich habe dann einen Ablauf, wie ich koche und da kommen alle Zutaten dann rein und dann kommt ein schönes Rezept daraus. Aber in welcher Reihenfolge ich in der Liste da drüber meine Zutaten sortiere, ist völlig irrelevant. Ich kann den Zucker vor dem Mehl oder das Mehl vor Zucker sortieren.

Das ist total egal, weil das ändert an dem Rezept nachher nichts und das ändert an dem Produkt nichts. Und das ist aus meiner Sicht eine total wichtige Botschaft, weil das immer mal wieder durchdiskutiert wird und ich denke: „Nein, das ist operativ irrelevant. Vielleicht ist das das eine. Das andere ist, was ändert sich dann wirklich? Das eine ist, dass das Thema Klimawandel, Klimabetrachtung, ein bisschen mehr an Bedeutung gewinnt. Haben wir aber im Prinzip schon in der Vergangenheit im Kontext des Managementsystems behandelt oder gesehen. Das ist jetzt also nichts Neues, hat nur ein leichtes Gewicht bekommen. Das andere ist, dass die Qualitätspolitik sich auf die Unternehmensstrategie beziehen soll. Das ist eigentlich auch nichts Verblüffendes. Ich hoffe, dass das in der Vergangenheit schon immer so war. Es ist nur jetzt ein bisschen explizit benannt in der Norm. Dann gibt es so was wie ethische Aspekte, die gerne mit aufgenommen werden dürfen oder sollen. Ich denke, ein Stück weit sollte das im Rahmen von den Werten eines Unternehmens, die dargestellt wurden, auch in der Vergangenheit schon gewesen sein. Das heißt, auch da sehe ich keine größere Veränderung, sondern eine leichte Schwerpunkt-Setzung. Dann dieses Trennen von Chancen und Risiken ist, glaube ich, in der Realität überhaupt keinen Unterschied.

Es hat nur ein bisschen dieses Verständnis geklärt, weil wie viele Fragen habe ich beantwortet zum Thema, wie man Risiken jetzt verstehen soll, weil das eine Unsicherheit mit positiven und negativen Ausgang sein kann und so weiter. Und das jetzt einfach ein bisschen klarer formuliert, oder die Idee ist, klarer zu formulieren, was das genau bedeutet, hat, glaube ich, in der Praxis auch keine Veränderung zur Folge. Und da gibt es noch ein paar andere Konkretisierungen, die man so ein bisschen im Einzelnen durchgehen kann. Also in Summe keine größeren Veränderungen. Und was man auch sagen muss, wenn jetzt die Norm zum Beispiel Juli 2026 rauskommt oder vielleicht im Herbst 2026, dann fällt mir sofort das Zertifikatsplattform an der Wand, weil man da irgendeinen kleinen Aspekt zu diesem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigt hat, sondern man hat ja dann auch immer noch Zeit darauf zu reagieren. Das sind vielleicht so ein paar Anmerkungen dazu.

Vincent Fischer

Das heißt, man könnte sagen, nächstes Jahr ist das Jahr der der Norm-Revision und der KI-Revolution, wenn ich das so zusammenfassen darf.

Carsten Behrens

Ja, KI-Revolution, wobei es auch da schon ein klarer Pfad, der sich ja dieses Jahr andeutet. So richtig überraschend revolutionär ist es nicht, aber es wird sich tatsächlich sehr stark durchziehen. Und es gibt noch ein großes Fragezeichen, was im Raum hängt. Das ist das Thema „Agentic AI. Wie gesagt, letzte Folge, ein bisschen behandelt. Da wird sich aus meiner Sicht in 2026 klären, wo es dahin geht. Wird der Hype, also diese überzogenen Erwartungen, sind sie vielleicht gar nicht überzogen, sondern werden tatsächlich genauso produktiv, wie es im Moment viel aus USA vor allem prognostiziert wird oder angedeutet wird? Oder kommt da noch eine große Delle der Enttäuschung sozusagen und der Agentic AI, dieses völlig autonom handelnde von Bots, die dann eben nur ein Ziel brauchen und ein bisschen Leitplanken innerhalb derer sich bewegen, ist vielleicht gar nicht so relevant. Was sich da so ein bisschen bei mir aufzeigt jetzt gegen Ende des Jahres, ist, dass es eine große Differenz gibt zwischen dem, was aus USA propagiert wird und dem, was wir sehen. Wir sehen also noch nicht so viele Use Cases, wo der Agent AI so richtig große Relevanz hat. Was wir sehen, ist, dass in großen Konzernen wie Versicherung Banken und so weiter, recht viel die Vorstufe von Agentic AI verwendet wird, nämlich agentische Workflows.

Das heißt, dass in hart verdrahteten Workflows einzelne Schritte durch ein LLM irgendwie gestützt werden und da im Prinzip ein agentisches handeln in einem Schritt stattfindet. Aber selbst bei den Pionieren sehen wir, zumindest in Europa, noch nicht eine größerflächige Anwendung von Agentic AI. Und das wird sich nächstes Jahr aus meiner Sicht klären, wie sich Agentic AI verändert Und da werden wir bestimmt auch ein bisschen auf dem Laufenden halten, was sich da bewegt. Was wir allerdings sicher sagen, und das haben jetzt die Diskussionen rund um Agentic AI viel gezeigt, aber auch drumherum, dass eine Managementsystem-Dokumentation, die verlässlich ist, die prozessorientiert ist, die compliant ist und die auch tagesaktuell und gerne auch recht detailliert ist, massiv an Bedeutung im Unternehmen zunimmt. Das heißt, wir haben eine zunehmende Bedeutung von einer wirklich durch verlässlichen Kontextinformation im Unternehmen. Und das sollten wir, Qualitätsmanager und das Management-System Verantwortlicher zu Nutze machen, dass wir wirklich einen extrem wertvollen Datenschatz für die Zukunft haben, sei es, damit Menschen zu koordinieren, Menschen zu orchestrieren. Vielleicht sind es nachher Agenten, vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn es nicht Agenten sind, diese verlässliche Informationsquelle im Unternehmen zu haben, das nimmt massiv an Bedeutung zu, weil immer mehr mittelmäßige Information vorliegt.

Und da gewinnt eine verlässliche, aktuelle, detaillierte Information über das organisatorische Wissen eines Unternehmens, also die Managementsystemdokumentation, massiv an Bedeutung zu. Das können wir auf jeden Fall schon sagen.

Vincent Fischer

Carsten, ich freue mich in einem Jahr auf diese Folge zurückzugucken und dann gehen wir mal durch, was wir wie gut getroffen haben an Aussagen.

Carsten Behrens

Das ist das Gefährliche. So digital gespeicherte Sachen sind natürlich sehr beständig und dann kann man nachher auf den Proof sozusagen gehen. Ist das wirklich so eingetreten? Aber ich bin da optimistisch.

Vincent Fischer

Und gleichzeitig denke ich mir immer wieder, wenn diese die ganze Community daran arbeitet, an diesen Punkten, dann gestalten wir die Zukunft vielleicht auch ein bisschen in die Richtung und sie passiert nicht nur mit uns. Und das ist etwas, wo wir euch einladen wollen, auch im nächsten Jahr, dass ihr uns begleitet auf diesem Weg, dass ihr euch einbringt mit Feedback, mit Fragen und vielleicht auch mit den Ideen und den Dingen, die ihr bei euch in der Praxis im Unternehmen seht, sodass wir die Zukunft da ein Stück weit gemeinsam zeichnen.

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